Presse

Kapfenburg 2017

Knapp 100 Musiker stehen am Eröffnungsabend beim Festival auf Schloss Kapfenburg auf der Bühne. „In situ 18 - nominiert“ steht ganz im Zeichen der Filmmusik. „Sie erleben heute Abend eine Welturaufführung“, sagt Akademiendirektor Erich Hacker zu Beginn den Festivalbesuchern. Und meint damit nicht den bunten Anzug, den er trägt. Ein gespanntes Raunen fegt durch den Schlosshof.

16 Waldhörner spielen gemeinsam mit der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg und der Philharmonie Merck oscarprämierte und -nominierte Themen der größten Filmklassiker. „So viele Hörner auf einer Bühne gab es noch nie und wird es auch nie wieder geben“, so Hacker in einer mutigen These. Die Musik hat höchstwahrscheinlich einen großen Anteil daran, dass Filme wie Titanic oder Star Wars einen so großen Wiedererkennungswert haben. Als der Weiße Hai von John Williams bedrohlich seine Kreise um die Zuhörer zieht, flackert das Schloss in einem Rot, dass den Koloss geradezu anzuziehen scheint. Die Zuschauer rühren sich kaum, der Hai könnte jede Sekunde an die Wasseroberfläche schießen. Die Stimmung der Musik wird von der Lichtshow getragen, die eine ganz besondere Atmosphäre schafft.

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Leuchtkugel fliegen über die Bühne

„Wer bist du? Spiel mir das Lied vom Tod!“ Ein Satz, mit krächzender, tiefer Stimme in das vor den Philharmonikern aufgestellte Mikrofon gesagt, schon zieht der Mann, der dort steht, etwas auseiner kleinen Tasche am Gürtel. Er hält es mit beiden Händen, setzt es an den Mund. Der Schlosshof versinkt in Rot, High Noon – das Duell zweier Revolverhelden steht kurz vor dem ersten krachenden Schuss. Zur Musik von Ennio Morricone, Spiel mir das Lied vom Tod, fallen tatsächlich Schüsse. Zischend und quietschend fliegen Leuchtkugeln über die Bühne. Der erste Aah-Effekt des Abends.

Der Mann auf der Bühne mit der Mundharmonika ist Michael Hirte. Er gewann die zweite Staffel des Supertalents des Fernsehsenders RTL 2008. Zwei Stücke spielt er mit den Philharmonikern. Der erste, große Applaus des Abends gebührt ihm, in einer rührenden Szene. Nach seinem zweiten Lied fällt er Dirigent Uwe Renz in die Arme. Bei der Hauptprobe am Vortag konnte Hirte nicht teilnehmen, wie Hacker zuvor erklärte. Der Mundharmonikastar bekam eine goldene Schallplatte überreicht.

Goldfontänen in den schwarzen Nachthimmel

Der größte Moment des Abends gehörte Filmmusikikone Hans Zimmer. Zumindest seiner Musik. Zu Stücken des Soundtracks aus Gladiator mit Russell Crowe sprühen Goldfontänen in den schwarzen Nachthimmel über der Kapfenburg. Rote und grüne Kugeln schießen im Takt der Musik über die Dächer. Das große Finale des ersten Abends, eingefangen mit den lauten Knallen der aufgehenden und verglühenden Sterne des Feuerwerks. „Gigantisch“, bringt eine Frau einzig hervor.

Trotz auffrischendem Wind und schweren, dunklen Wolken über Schloss Kapfenburg hat das Wetter gehalten. Hatte doch Landrat Klaus Pavel vor dem Konzert noch Wetten mit dem Publikum abgeschlossen, dass es in diesem Jahr nicht regnen werde. Er blieb an diesem Abend Wettsieger.

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Weingut Klumpp 2018

Hornsextett im kulinarischen Ambiente
Rotarisches Benefizkonzert im Weingut Klumpp

Ein seltener Dreifach-Genuss für Ohren, Augen und Gaumen war den zahlreichen Gästen geboten, die den Hörnerklängen im Panoramasaal des Weingutes Klumpp lauschten, edle Tropfen im Glas verkosteten und den Blick in der Abendsonne über die Rheinebene an die Pfälzer Berge schweifen ließen. Sechs Hornisten kamen aus Darmstadt von der Deutschen Philharmonie Merck in die Barockstadt, weil Rotarier Andreas Gehard das Gastspiel ermöglichte und weil der Profi-Hornist Merlin Nowozamsky mit einem Sechstel den Bruchsaler Anteil stellte. Dereinst talentierter Schüler der Musik- und Kunstschule von Hagen Bleeck in Bruchsal spieltechnisch vorbereitet und von Professor Peter Arnold an der Musikhochschule Mannheim künstlerisch vollendet, startetet Merlin seine Karriere als Berufsmusiker und ist aktuelle festes Mitglied des renommierten Darmstädter Orchesters.

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Hörner und Hornisten sind bekanntlich etwas Besonderes: Sie sitzen im Orchester nicht brav hinter den Trompeten oder neben den Posaunen, sondern exponiert links außen hinter den Edelhölzern Oboe und Fagott. Sie haben den größten Tonumfang aller Blechblasinstrumente, können in allen Notenschlüsseln spielen und sind Weltmeister im Transponieren. Die Musiker hinter den eng mensurierten Mundstücken sind ebenfalls besonders, ein weinig intellektueller, empfindsamer, standesbewusst und zwischenzeitlich an den Hochschulen auch zunehmend weiblich. Ihr Repertoire gipfelt in der musikalischen Romantik und hat eine Blütezeit bei Wagner, Berlioz und Bruckner, aber schon in der Händel‘schen Feuerwerks- und Wassermusik sind sie herausragende Trio-Solisten. Als Signalhörner in der Frühzeit und in nahezu allen Kulturen gestartet, beherrschen sie noch heute den Parforce-Sound der Jagdsignale, sie liefern den zärtlichen Schmuseklang ebenso virtuos wie die bellenden Fortissimo-Schläge im Klangbereich der Trompeten, sie näseln mit der rechten Hand gestopft und brechen anschließend in feierliche Schmetterklänge aus. Entsprechend war das Bruchsaler Programm gespickt von historischen Anleihen der Jagdsignale mit originellem Fernorchester im Nebenraum und zwei Trio-Besetzungen über Johann Sebastian Bach, die musikalische Klassik, über Anton Bruckner und Astor Piazzolla im Tango-Rhythmus. Auch hochdynamische Filmmusik von Ennio Morricone im extremen Piano bis zum knalligen Fortissimo folgte bis hin zu braven Volksliedermelodien von Friedrich Silcher, ein imposanter Abriss gestalterischer Möglichkeiten für die Sextettbearbeitung der Hörner und mit lauschischer Moderation von Bernd Wiedemann. Begeistert blickte der amtierende Präsident Klaus Gaßner von Rotary-Schönborn in die gläserne Spendenbox für das Michaelsbergprojekt im rotarischen Jahr und dankte dem Gastgeberpaar Marietta und Ulrich Klumpp, dem Darmstädter Hornisten-Ensemble und allen Anwesenden für Ihre Spendenbereitschaft in kultureller Mission für den guten Zweck. Die Räumlichkeit indes war ideal und bietet sich für weitere kammermusikalische Raritätenprojekte besonders an, wenn Genüsse auf transkulinarisch-kulturellem Niveau anstehen.

Johann Beichel

 

 

 

 

 

Alice Hospital 2016

Großes Kino für die Ohren: Bläser der Deutschen Philharmonie Merck eröffneten am Sonntagmorgen den Alice-Kultursommer in Darmstadt;
am Abend zuvor hatte das komplette Orchester das Gartenkonzert in Kranichstein gegeben.   Foto: Claus Völker
Gruß über den Ärmelkanal
GARTENKONZERT Mit dem britischen Dirigenten Ben Palmer feiert die Deutsche Philharmonie Merck in Kranichstein

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DARMSTADT. Bestes Wetter, angenehme Temperaturen, kein Tief in Sicht. Und doch schien durch die Deutsche Philharmonie Merck beim Gartenfest im Jagdschloss Kranichstein unter ihrem britischen Gastdirigenten Ben Palmer ein frischer Wind zu ziehen. Mit bemerkenswertem Schwung und großem Temperament gestaltete das Orchester den Abend, der unter dem Motto „Die ,Last Night‘ tanzt“ dem Londoner Original der „Last Night of the Proms“ alle Ehre machte. 3000 Stimmen singen für Europa Zu einer Widmung an den europäischen Geist vieler Briten geriet das Konzert durch das ausdrückliche Bekenntnis Ben Palmers zum Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Als Überraschung außerhalb des Programms ließ er eine Kurzfassung der „Ode an die Freude“ von Beethoven anstimmen, nachdem Frank Gotthardt, Leiter Public Affairs bei Merck, die 3000 Besucher aufgefordert hatte, so laut mitzusingen, dass man die europäische Hymne auch jenseits des Ärmelkanals noch hören könne. Doch zunächst einmal standen Tänze der unterschiedlichsten Art auf dem Programm. Das begann mit den Polowetzer Tänzen von Alexander Borodin, in denen die Musiker hellwach auf die Tempowechsel reagierten, und ging weiter mit Tschaikowskis Suite aus dem „Schwanensee“, die das Orchester mit wunderbarem Walzerschmelz ohne Sentimentalität und sehr guten kammermusikalischen Einsätzen der Bläser anging. Hier bot der Dirigent, der auf Filmmusik spezialisiert ist, richtig großes Kino. Margaret Rose Koenn war die Solistin im Walzer der Musetta aus Puccinis „La Bohème“ und in Luigi Arditis „Il Bacio“. Mit ihrem beweglichen und starken Sopran schilderte sie begleitet von gut gelaunten schauspielerischen Einlagen Liebeswerben und -sehnsucht. Und auch die Natur macht mit: Ein einsamer Vogel auf dem Dach des Jagdschlosses scheint mit Koenn um die Wette singen zu wollen, und zu Ravels Bolero tanzt eine Libelle durch die Besucherreihen. Dem großen und drängenden Gleichmaß der Rhythmik setzt sie ihr Hin und Her entgegen. Im zweiten Teil des Abends wurde es dann traditionell britisch mit den Klassikern „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar, den „British Sea Songs“ von Henry Wood, „Rule Britannia“ von Thomas Arne sowie „Jerusalem“ von Charles Hubert Hastings Parry. Hier durfte das Publikum nun mitsingen, kräftig unterstützt von den Chören der Darmstädter Kantorei und der Technischen Universität und des Chores „Mikado“ aus Pfungstadt. Rhythmisches Klatschen gehört zu den „Sea Songs“, doch das Publikum hat keine Chance, mit den immer rasender spielenden Musikern mitzuhalten. Das Orchester ist immer früher fertig. Jetzt wirken auch die ausgeteilten Taschenlampen, die die Szene mit irisierendem Licht versehen, in das sich tatsächlich auch ein paar Union Jacks mischen. Palmer hält das Ganze mit viel Witz und Charme unter Kontrolle und wiederholt am Ende als Zugabe eine hinreißend schmissige Tarantella von Rossini. Filmmusik im Alice-Garten Am nächsten Morgen hatten die Bläser der Philharmonie gleich den nächsten Einsatz, und wieder war der Zustrom des Publikums gewaltig: Mit Melodien aus bekannten Filmen wie „Titanic“, „Braveheart“ oder „Hook“ eröffneten sie die neue Saison des Alice-Kultursommers. Die Verbindung von Kunst und Kulinarik im Garten hinter dem Alice-Hospital ist zur Institution im Darmstädter Kulturkalender geworden.

Artikel aus Darmstädter Echo von Susanne Döring